Schwellenländeranleihen bieten aktuell ein breites Spektrum an Chancen. Dies nicht nur wegen der stärkeren Wachstumsdynamik gegenüber den entwickelten Märkten, die unseres Erachtens anhalten dürfte. Unterstützung könnte die Anlageklasse auch vom Inflations- und Zinstrend erfahren. So hat sich die Inflation in den Schwellenländern besser entwickelt als in den USA oder der EU. Ein wesentlicher Grund dafür ist, dass die fiskalischen und geldpolitischen Stimuli in den Schwellenländern deutlich geringer ausfielen. Zudem haben die Zentralbanken in Schwellenländern ihren Zinserhöhungs-Zyklus deutlich früher begonnen. Entsprechend sind sie bereits in den Senkungszyklus eingetreten.
Derweil ist das relativ niedrige Zinsumfeld, gerade in Europa und allen voran in der Schweiz, eine Realität. Der Bereich Emerging Market Debt bietet demgegenüber eine Rendite auf Verfall von attraktiven 7,5%. Ebenfalls liefert er interessante Möglichkeiten zur Diversifikation. Trotz starkem US-Dollar und steigenden Zinsen im letzten Quartal 2024 verzeichnete der JPM EM Blend Sovereign-only 50-50, ein Blend-Index mit 50% Hart- und 50% Lokalwährungsanleihen, im vergangenen Jahr in USD eine positive Performance von 2,01%. Die Anlageklasse deutete damit ihr Rendite-Potenzial an und dürfte nun von den von uns erwarteten Entwicklungen im Jahr 2025 zusätzlich profitieren.
Viele Investoren überlegen, ob sie über Hartwährungen oder doch besser über Lokalwährungen in Emerging Market Bonds anlegen. Aus unserer Sicht lautete die Antwort: beide Segmente sollten berücksichtigt werden. Entsprechend decken wir mit unserem Ansatz beide Märkte ab und messen uns gegen den oben beschriebenen Blend-Index (50% HW/50% LW). Dabei analysieren wir jedes Land einzeln und fällen jeweils die Entscheidung zu Hart- oder Lokalwährung. Daraus ergeben sich aus unserer Sicht deutlich mehr Chancen, um in den Portfolios Alpha zu generieren.
Opportunitäten sehen wir insbesondere in lokalen Märkten, wo die Realzinsen sehr attraktiv sind. In Brasilien etwa liegen die Realrenditen von Anleihen vor Inflation bei 7,5%. Und in Südafrika oder Indonesien betragen die Realrenditen auf Bonds über 5%. In einigen Frontier-Nischenmärkten erkennen wir zudem Chancen in Hartwährungsanleihen. Ganz neu auf unserem Radar ist schließlich die Türkei, deren Anleihen wir in den vergangenen vier, fünf Jahren gemieden haben. Wir sehen dort jetzt gute Chancen, um uns wieder zu engagieren. Dagegen wurde jüngst der Anteil mexikanischer Anleihen reduziert und prinzipiell Positionen in Lokalwährungsanleihen aufgebaut.
Eines der bedeutendsten Risiken in diesem Jahr sind derweil die so genannten Triple-T: Trade, Tariffs und Trump, also mögliche Handelskonflikte, höhere Zölle und generell die zweite Ägide des US-Präsidenten Donald Trump. Das dürfte für Volatilität an den Märkten sorgen und könnte sicherlich auch die Renditevorstellungen der Anleiheninvestoren beeinflussen. Dennoch erwarten wir, dass gewisse Anleihen in einigen unserer bevorzugten Länder wie Brasilien gut performen werden. Außerdem erscheinen die Bewertungen in verschiedenen Segmenten der Schwellenländer wesentlich interessanter als in den Industrieländern. So sind die Spreads unserer Meinung nach attraktiv und die Realzinsen notieren – sowohl absolut als auch relativ – auf einem so hohen Niveau wie seit Jahrzehnten nicht mehr. Schließlich sind die Währungen der Schwellenländer unseres Erachtens relativ günstig bewertet.